Rödgen

Lage/Anschrift: 35394 Gießen – Rödgen
Ersterwähnung: 1326 1HStAD A 3 Nr. 331/54
Belege

Das heute zu Gießen gehörige Rödgen war einst eine Ortschaft im Busecker Tal.
Der Ortsname Rödgen gehört zu den sogenannten Rodungsnamen. Dies bedeutet, dass der Name auf die Rodung einer Fläche zum Zwecke der Besiedelung hindeutet. Datiert werden diese Rodungen in zwei Zeitspannen.
Die Erste war die Zeit der fränkischen Landnahme, eine Kolonisierung der Franken die in großen Teilen in den Rhein-Main-Donau-Raum angesiedelt wird. Sie begann im 5. Jahrhundert und war spätestens um 800 abgeschlossen. Der Abschluss dieser fränkischen Landnahme gilt für unser Gebiet auch als das Ende der Völkerwanderungszeit.
Eine zweite Rodungswelle mit Siedlungsgründungen datiert ins Hochmittelalter. In der Zeit des 11. – 13. Jahrhunderts entstehen auf Grund eines raschen Bevölkerungswachstums in vielen Teilen Europas neue Ortschaften. In diese Zeit datiert Hans Patze 2Patze, S. 70-77 die Entstehung Rödgens.

Darstellung von Rödgen auf dem Kupferstich.

Darstellung von Rödgen auf dem Kupferstich.
(c) Heimatkundlicher Arbeitskreis Buseck e. V.

Da sich genaue Daten zu Ortsgründungen fast nie feststellen lassen greift man für Ortsjubiläen auf Daten der Ersterwähnungen von Ortschaften zurück. Leider ist dies bei Rödgen schwierig. Es gibt Erwähnungen von Ortschaften mit den Bezeichnungen Roda seit dem Ende des 8. Jahrhunderts. Ob sich diese Nennungen nun auf unsere Rödgen, den gleichnamigen Stadtteil von Bad Nauheim, der Ortschaft Roth im Kreis Marburg oder Göbelnrod bei Grünberg beziehen bleibt unsicher. So ist das Jahr 1017 als Ersterwähnung für unser Rödgen strittig. In diesem Jahr bestätigt Kaiser Heinrich II. auf Bitten des Bischofs Eberhard von Bamberg dem Kloster Michelsberg den  Besitz von Gütern in der Grafschaft Gerlachs im Lahngau, dabei auch zu Roda.
Die Ersterwähnung Rödgens setzt das Hessische Staatsarchiv Darmstadt in einem Ersterwähnungsgutachten 3Schreiben vom 30. Juni 2022 an das Stadtarchiv Gießen in das Jahr 1326 4HStAD A 3 Nr. 331/54. Es handelt sich hierbei um dieselbe Urkunde in der auch Großen-Buseck erstmals (mit dem Zusatz: Großen) erwähnt wird.
Als gesichert gilt auch die Erwähnung Rödgens in einer  Urkunde aus dem Jahr 1327 5HStAD A3 Nr. 156/2. Sie berichtet von Stiftungen zugunsten der Kapelle in Kinzenbach, die einst von Rycholf und Elisabeth v. Kinzenbach gestiftet wurde. Es ist ihr Sohn, der Ritter Johannes v. Kinzenbach und dessen Frau Lisa die nun zum Seelenheil der Gründer umfangreiche Einkünfte an die Kapelle stiften und ihr Verhältnis zur Mutterkirche in Heuchelheim regeln. Die Eheleute stiften ein Einkommen von 6 Solidi (Goldmünzen) und ein Huhn von Gütern im Dorf Rödgen bei Trohe.         


Quellen:
HStAD = Hessisches Staatarchiv Darmstadt
Stadtarchiv Gießen

Literatur:
Helmut Bellof: Beiträge zur Rödgener Ortsgeschichte, Gießen 2006
Helmut Bellof: Am „Udersberg“ sollte ein Bergwerk entstehen : Gutachten negativ: in Rödgener Gemarkung kein Kalkschiefer ; Pläne schließlich zu den Akten gelegt; in: Heimat im Bild (2002), 45/46, S.o. Seitenz.
Helmut Bellof: Verzeichnis der im Brandkataster der Gemeinde Rödgen von 1871 eingetragenen Wohnhäuser. (Die Angaben zu den Hauseigentümer ab dem Jahr 1905 sind aus dem Grundbuch entnommen), Selbstverlag 2000
Bruno Drieß: Hauptaspekte der Geschichte Rödgens vom 11.-18. Jahrhundert; in: MOHG N.F. Bd. 78 (1993), S.1-81
Dieter Eckert: Kein Grund zum Feiern: 100 Jahre Bahnhof Rödgen : d. Bahnhaltepunkt verlor nach d. Eingemeindung Rödgens an Bedeutung – 1979 aufgelöst; in: Heimat im Bild (1997), 26, S.o. Seitenz.
Hans Patze, Geschichte des Gießener Raumes von der Völkerwanderung bis zum 17. Jhdt., in: Günter Neumann (Hrsg.), Gießen und seine Landschaft, Gießen 1970


  • 1
    HStAD A 3 Nr. 331/54
  • 2
    Patze, S. 70-77
  • 3
    Schreiben vom 30. Juni 2022 an das Stadtarchiv Gießen
  • 4
    HStAD A 3 Nr. 331/54
  • 5
    HStAD A3 Nr. 156/2
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